Unsere Schülerin aus der S1, die 16-jährige Ju-Jutsu-Kämpferin Nieke Südbrock, hat bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Heraklion in der Disziplin Fighting den Titel in der Altersklasse U18 geholt. Ju-Jutsu Fighting ist ein dynamischer Kampfsport, der sich über drei technisch anspruchsvolle Parts erstreckt:

  1. Part 1 – Schlag- und Tritttechniken: Hier zeigen die Athleten ihre Präzision und Schnelligkeit mit Schlägen und Tritten.
  2. Part 2 – Wurftechniken: In diesem Abschnitt demonstrieren die Kämpfer spektakuläre Wurf- und Falltechniken, die Kraft, Balance und technisches Geschick erfordern.
  3. Part 3 – Bodenkampftechniken: Dieser Teil umfasst Halte-, Hebel- und Würgetechniken.

Das Punktesystem ist komplex: Kleine Wertungen (Waza-ari) werden für teilweise erfolgreiche Techniken vergeben, während eine vollständige, regelkonforme Kontrolltechnik mit einem Ippon gewertet wird. Ein Full Ippon in allen drei Parts gilt als herausragende Leistung und bedeutet einen sofortigen Kampfgewinn.

Die Sportlerin selbst beschreibt die Anspannung vor dem Wettkampf: „Bereits am Mittwoch wurde es zum ersten Mal aufregend, weil bei allen Athleten das Kampfgewicht kontrolliert wird. Wer zu schwer ist, wird disqualifiziert. Ich hatte zum Glück noch etwas Luft, aber ich habe mich mit dem Essen und Trinken trotzdem lieber zurückgehalten.“

Am Donnerstag startete dann der Wettbewerb, bei dem Nieke 12 Sportlerinnen aus sieben verschiedenen Nationen gegenüberstand. Gekämpft wurde im Doppel-KO-System. Das bedeutet, dass sobald man einen Kampf verliert, in die sogenannte Trostrunde kommt und keine Chance mehr auf ein Finale hat. Verliert man in der Trostrunde einen weiteren Kampf, scheidet man aus.

© Elsa Braun

Mit Geschick und mentaler Stärke bewältigte Nieke ihre Kämpfe. Nach einem souveränen 18:14-Sieg gegen die Polin im ersten Kampf folgte ein taktisch kluger Kampf gegen eine große französische Kämpferin mit überragender Arm- und Bein-Reichweite. Hier musste Nieke strategisch vorgehen und auf Fehler der Gegnerin setzen, was aufging und zur Disqualifikation der Französin führte.

Im Halbfinale gegen die griechische Lokalmatadorin entwickelte sich ein Nervenkrimi auf höchstem Niveau. Buchstäblich in den letzten Sekunden des Kampfes gelang Nieke ein entscheidender Ippon, der ihr mit 12:11 den Sieg und den Einzug ins Finale sicherte.

„Die Finalkämpfe sind etwas ganz Besonderes“, erzählt Nieke. „Die Athleten werden wie bei einem Boxkampf einzeln namentlich aufgerufen und laufen mit Musik und unter tosendem Applaus der Zuschauer in die riesige Halle ein. Im letzten Jahr in Astana habe ich mir das Ziel gesetzt, das auch einmal zu erleben und im Finale dabei zu sein. Ich bin dann Zweite geworden, aber dieses Mal wollte ich ganz oben auf dem Treppchen stehen.“ Das veränderte Mindset sollte sich bezahlt machen.

Der Finalkampf gegen die Französin entwickelte sich zu einem packenden Kopf-an-Kopf-Rennen. Nieke holte ihre ersten Ippons in einer frühen Phase des Kampfs mit einem Ippon in Part eins durch einen Tritt und kurz darauf einer sauberen Haltetechnik in Part 3, die sich später als entscheidend erweisen sollte. Kurz vor Schluss hätte Nieke den Sack mit einem präzisen Wurf zumachen und einen Full Ippon erzielen können. Doch die Schiedsrichter werteten ihre technisch gelungene Aktion lediglich mit einem Waza-ari. Am Ende siegte Nieke aufgrund ihrer vielfältigeren Techniken bei einem Endstand von 11:11 und sicherte sich den Weltmeistertitel.