Wir sind gerade in kleiner Gruppe vom Supermarkt einen Ort weiter wieder an unserer Bushaltestelle in Hirschegg angekommen. Erst eine Stunde zuvor haben wir unsere Skiausrüstung beim Verleiher abgegeben. Skifahren war damit erstmal vorbei, doch wir wollten den letzten Abend nicht so enden lassen. Also sind wir spontan wieder in denselben Bus gesprungen und ohne Ziel weitergefahren. Die erste Haltestelle, die uns gefallen hat, war unsere. Vor Ort fanden wir eine Langlaufbahn vor, auf der wenige Einheimische ihre Bahnen zogen. Im Hintergrund konnte man die Bergspitzen durch die Wolken nur noch erahnen. Zwanzig Meter weiter sahen wir einen kleinen Hügel, nur wenige Meter hoch. Wir stapften durch den kniehohen Neuschnee bis zum Fuß der Anhöhe, warfen unsere Taschen ab und rannten den Hang hinauf. Sofort rutschten wir auch schon wieder hinunter und zogen tiefe Gräben hinter uns in den Schnee. Eine Stunde später waren wir alle, trotz unser Skiklamotten, durchnässt, durchgefroren und mit Schnee in den Haaren und Schuhen, hatten aber den kompletten Hügel geräumt; mal rückwärts, mal zu zweit und manchmal alle zusammen. Der Schnee machte uns alle wieder zu kleinen Kindern. Mit Blick auf die Uhr traten wir den Rückweg an – wir wollten das Abendessen in unserer Schwabenhütte nicht verpassen.

Zurück im Bus, ließen wir die Woche noch einmal Revue passieren. Wir waren mit 27 Schülerinnen und Schülern aus dem Jahrgang am vorherigen Sonntag in Hamburg in den Zug gestiegen, viele ohne Skikenntnisse oder eine Ahnung, was sie erwarten sollten. Die Woche kam uns plötzlich lächerlich kurz vor, denn es gab massenhaft Erlebnisse, Momente und Erfahrungen. Zu Beginn der Woche bestand die Gruppe aus elf Fortgeschrittenen, alle unterschiedlich erfahren, 16 Anfängern, alle unterschiedlich unerfahren, drei Lehrern und Dörthe, einer Skilehrerin aus der Schweiz, die uns tatkräftig unterstützten. Untergebracht waren wir in der „Schwabenhütte“, einer gemütlichen, 300 Jahre alten Hütte in Hirschegg im Kleinwalsertal.

Die ersten beiden Tage dienten vor allem dazu, dass jeder ein Gefühl für den Ski bekam, die Grundlagen verstand und dass die Fortgeschrittenen wieder ins Fahren reinkamen. Viele von uns hatten hier ihre ersten Erfahrungen mit der Piste und dem Material, was zu vielen lustigen Momenten führte. Während sich die Sonne über uns langsam immer weiter über den wolkenfreien Himmel bewegt hatte, bemerkten nicht einmal die Lehrer, dass sich der erste Tag sehr schnell zu Ende neigte. Jedoch zögerten wir unsere Zeit auf der Piste immer weiter hinaus, während wir, manche schneller und manche langsamer, durch jede Menge glänzenden Schnee, Tannenwälder und alpine Hütten die Pisten hinunterfuhren.

Am dritten Tag schlug das Wetter um, die Sonne versteckte sich hinter kleineren Wolkengruppen, was uns einerseits die Sicht erschwerte, allerdings auch für jede Menge Neuschnee sorgte. Fortlaufend veränderten unsere Lehrer jeden Morgen etwas an den Gruppen, damit sich keiner über- oder unterfordert fühlen musste. Mit dem Neuschnee gab es dann auch mehr Übungen und Tipps, mit denen wir unsere Technik und Fahren verbessern konnten. Die ersten Anfänger fuhren bereits rote Pisten, schwieriger ist nur noch die Schwarze.

Das Gefühl, so etwas zum ersten Mal zu schaffen, ist atemberaubend und man möchte sofort nochmal herunterfahren. Die Winterwunderlandschaft um uns herum war vollkommen still. Besonders gefreut haben sich alle immer auf die Mittagspausen, denn Skifahren macht hungrig. Einmal aßen wir mittags alle zusammen, nachdem auch die letzte Gruppe (trotz des Orientierungsverlustes eines Lehrers) den Weg gefunden hatte, im Naturhotel den „besten Kaiserschmarrn des Tals“, wie auf der Karte steht. Gestärkt fuhren wir danach weiter Berge hinunter, bis unsere Beine nachgaben. Wenn der Skitag vorbei war, war man noch lange nicht wieder zuhause. Vorher machte man vielleicht einen Abstecher ins nächste Dorf zum Supermarkt. Wollte man heim, waren 20 Minuten Fußmarsch bergab und dann wieder bergauf zu meistern, aber die Aussicht und der Gedanke an Wärme und Essen half einem den Weg zu überstehen. Nach einem deftigen Abendessen tauschten wir jeden Tag Erfahrungen und Eindrücke aus und die meisten vielen danach relativ schnell in einen tiefen Schlaf.

Rückblickend haben wir eine super Woche erlebt, lernten Skifahren und hatten viele tolle Stunden auf der Piste, im Ort und in der Hütte. Und, obwohl es sich immer sehr kitschig anhört: Wir haben uns alle besser kennengelernt.

 

Ein Erlebnisbericht von Zoë  und Bjarne, S2.